Interreligiöse Begegnungen in der Metropole : Am Beispiel von jüdisch-muslimischen Beziehungen in Frankfurt am Main

Abstract

Das wissenschaftliche Interesse an jüdisch-muslimischen Begegnungen auf kommunaler Ebene hat in den letzten 20 Jahren stetig zugenommen. Zu den Gründen hierfür zählen die polarisierten Debatten rund um den Israel-PalästinaKonflikt und die Angst vor dem sogenannten importierten Antisemitismus durch muslimische Geflüchtete sowie die antimuslimischen Ressentiments in Teilen der jüdischen Gemeinden. Solch aufgeladene Makronarrative übersehen jedoch häufig lokale Prozesse der religiösen Beheimatung sowie die dadurch entstehenden langfristigen Beziehungen zwischen Juden und Muslimen in urbanen Räumen. Becker (2019) konstatierte durch ihre Nachbarschaftsstudie in Berlin-Kreuzberg einen entstehenden „lokalen, kosmopolitischen Habitus“, der von einer neuen Generation jüdisch-muslimischer Aktivistinnen und Aktivisten und von interreligiösen Initiativen gelebt und beworben wird. Dieser noch junge „local-urban turn“ für die Erforschung jüdisch-muslimischer Begegnungen trägt zur gegenwärtigen Debatte einer postulierten postmigrantischen Gesellschaft bei, in der etablierte, kulturelle, religiöse und nationale Identitäten, Hierarchien und Ressourcen neu verhandelt werden (Foroutan 2015). ------ Scholarly interest in Jewish-Muslim encounters at the community level has steadily increased over the last 20 years. The reasons for this include the polarized debates surrounding the Israel-Palestine conflict and the fear of so-called imported anti-Semitism from Muslim refugees as well as the anti-Muslim sentiments in parts of the Jewish communities. However, such charged macro-narratives often overlook local processes of religious accommodation and the resulting long-term relationships between Jews and Muslims in urban spaces. Through her neighborhood study in Berlin-Kreuzberg, Becker (2019) identified an emerging “local, cosmopolitan habitus” that is lived and promoted by a new generation of Jewish-Muslim activists and interreligious initiatives. This still recent “local-urban turn” in the study of Jewish-Muslim encounters contributes to the current debate of a postulated post-migrant society in which established cultural, religious and national identities, hierarchies and resources are being renegotiated (Foroutan 2015).